#BSOtosca

TOSCA

Samstag, 27. Juli 2024, 19 Uhr
Nationaltheater

Komponist Giacomo Puccini. Libretto von Giuseppe Giacosa und Luigi Illica nach dem Drama La Tosca von Victorien Sardou.

Melodramma in drei Akten (1900)

empfohlen ab 16 Jahren

In italienischer Sprache. Mit Übertiteln in deutscher und englischer Sprache. Neuproduktion.

Dauer ca. 2 Stunden 40 Minuten





Besetzung

Musikalische LeitungAndrea Battistoni
InszenierungKornél Mundruczó
Bühne und KostümeMonika Pormale
LichtFelice Ross
VideoRūdolfs Baltiņš
ChöreChristoph Heil
DramaturgieKata Wéber
ChoreographieKlevis Elmazaj , Malte Krasting
Floria ToscaEleonora Buratto
Mario CavaradossiJonas Kaufmann
Baron ScarpiaLudovic Tézier
Cesare AngelottiRoman Chabaranok
Der MesnerMartin Snell
SpolettaTansel Akzeybek
SciarroneChristian Rieger
Ein GefängniswärterPaweł Horodyski
Stimme eines HirtenSolist(en) des Tölzer Knabenchors
Bayerisches Staatsorchester
Bayerischer Staatsopernchor
Kinderchor der Bayerischen Staatsoper
Münchner Knabenchor

 

INSZENIERUNG

Es gibt wenige Opern, die vom ersten Takt an dermaßen unter Hochdruck stehen, wenige, in denen den Temperaturumschwung von eiskalter Berechnung zur Überhitzung in Sekundenschnelle vonstattengeht. Und kaum eine, in der private Verstrickung und persönliche Tragik so mit politischer Haltung in historischer Genauigkeit verwoben sind. Giacomo Puccinis Tosca hat seit der Uraufführung das Publikum elektrisiert. Die Schockwelle, die von dieser Oper ausging, war so stark, dass noch Jahrzehnte viele Reaktionen eher von der Fassungslosigkeit und Überwältigung der Betroffenen sprechen als von den Qualitäten des Stückes selbst und seiner Dreiecksgeschichte um die Sängerin Floria Tosca, den Maler Mario Cavaradossi und den Polizeichef Baron Scarpia. Das Künstlertum des Protagonistenpaars Tosca und Cavaradossi ist dabei keine koloristische Zutat, sondern definiert das Profil ihrer Charaktere; es begründet die Exzentrik Toscas ebenso wie die Liberalität Cavaradossis und erklärt auch das ausgeprägte Selbstbewusstsein der Sängerin: Aus der Heroine der Bühne wird eine Heldin im Leben. Auch die Erscheinung Scarpias ist als Auswuchs seiner entfesselten totalitären Macht zu verstehen, und sein sexueller Sadismus heute noch einer der wahrhaft skandalösen Momente der Opernliteratur. Überhaupt ist das historische Detail nicht Staffage, sondern bildet „die Voraussetzung des Konflikts zwischen den Vertretern zweier gegensätzlicher Gesellschaftssysteme“ (Norbert Christen) in einer Zeit der Krise. Mit seinem Geflecht musikalischer Erkennungsmotive, die sich – mit Ausnahme der starren Scarpia-Akkorde – sensibel den Situationen anpassen, erreicht Puccini eine neue Dimension von durchkomponierter Opernstruktur; im enorm dichten Zusammenhalt der Partitur schafft er gleichwohl Inseln, in denen sich Reflexion zu Momenten höchster arioser Intensität verdichten.

 

REGIETEAM

Nach seiner viel diskutierten Interpretation von Lohengrin wird das Team um den ungarischen Film- und Theaterregisseur Kornél Mundruczó nun an der Bayerischen Staatsoper eine neue Sicht auf Tosca auf die Bühne bringen. Mundruczós Produktionen werden auf den weltweit bedeutenden Festivals und Bühnen gezeigt. Seit einigen Jahren arbeitet er auch im Opernbereich. Seine Inszenierung von Die Sache Makropulos (2016) an der Vlaamse Opera wurde für die International Opera Awards nominiert, jüngst inszenierte er die Uraufführung von Peter Eötvös’ Oper Sleepless an der Berliner Staatsoper Unter den Linden und Tannhäuser an der Staatsoper Hamburg. Außerdem ist er Gründer und Leiter der unabhängigen Theatergruppe Proton Theater. Mit seinem Team (darunter die Bühnen- und Kostümbildnerin Monika Pormale und die Lichtdesignerin Felice Ross) wird er sich nun erstmals einer italienischen Oper widmen. Die Musikalische Leitung hat der junge italienische Dirigent Andrea Battistoni, der am Nationaltheater bereits in Vorstellungen von Verdi-, Puccini- und Bellini-Opern für Furore gesorgt hat.

 

HANDLUNG

1. Akt

Rom, im Juni 1800. In der Kirche von Sant’Andrea della Valle.
Ein Mann in Häftlingskleidung stürzt in die leere Kirche, wo er nach hektischem Suchen den für ihn vorbereiteten Unterschlupf in der Kapelle der Familie Attavanti findet. Der Mesner bringt für Mario Cavaradossi, der an einem Bildnis der Maria Magdalena arbeitet, Malutensilien und einen Korb mit etwas zu essen. In den Zügen der Heiligen meint der Kirchendiener eine Frau zu erkennen, die in jüngerer Zeit häufig zum Beten in die Kirche gekommen sei. Cavaradossi bestätigt die Vermutung und sinniert über die verschiedenen Erscheinungsformen weiblicher Schönheit: die blonde Gräfin Attavanti und die schwarzhaarige Opernsängerin Floria Tosca, seine Geliebte. Der Mesner verlässt die Kirche.
Der Flüchtige glaubt sich wieder allein und kommt aus der Kapelle. Cavaradossi erkennt in ihm Angelotti, den Konsul der gestürzten römischen Republik (und Bruder der Gräfin Attavanti), und bietet ihm seine Hilfe an. In dem Moment klopft Tosca an die Kirchentür. Um kein Risiko einzugehen, will Cavaradossi sie nicht in die Situation einweihen. Er drängt Angelotti, sich wieder zu verbergen, und gibt ihm den Proviantkorb zur Stärkung.
Tosca verdächtigt Cavaradossi, eine andere Frau zu treffen; er versucht ihre Eifersucht zu beschwichtigen. Sie schlägt vor, nach ihrem heutigen Auftritt den Abend gemeinsam zu verbringen, doch er ist mit seinen Gedanken anderswo, und seine abwesende Reaktion entfacht ihre Eifersucht aufs Neue. Sie erkennt in dem Bildnis das Antlitz der Gräfin Attavanti und fühlt sich in ihrem Verdacht bestätigt. Mit Mühe gelingt es Cavaradossi, sie zu beruhigen und zum Gehen zu bewegen; sie verlangt von ihm, der Maria Magdalena schwarze Augen zu malen.
Cavaradossi weist Angelotti den Weg zu einem Versteck bei seinem Haus. Ein Kanonenschuss kündigt an, dass Angelottis Flucht entdeckt ist. Daher führt Cavaradossi ihn eilends selbst dorthin.
Der Mesner übermittelt dem Kirchenchor die Nachricht vom Sieg der Österreicher gegen die Armee Napoleons und ordnet an, ein Fest vorzubereiten; die Sänger jubeln ausgelassen durcheinander. Baron Scarpia tritt mit seinen Schergen ein und ist empört über die Unordnung in der Kirche. Der verängstigte Mesner wird befragt; in der offenen Kapelle entdecken die Geheimpolizisten Angelottis Kleidung, den geleerten Korb und einen Fächer der Gräfin Attavanti. Der Verdacht fällt auf Cavaradossi. Tosca kehrt zurück, um die Verabredung mit ihrem Geliebten abzusagen, weil sie bei der Siegesfeier singen soll. Scarpia schürt ihre Eifersucht, indem er behauptet, den Fächer auf dem Gerüst des Malers gefunden zu haben. Damit provoziert er Tosca, sofort in Cavaradossis Haus zu eilen und Scarpias Spione damit zum vermuteten Versteck Angelottis zu führen. Während der Chor ein Te Deum singt, gibt sich Scarpia seinen Fantasien von Lust und Gewalt hin.

2. Akt

Im Palazzo Farnese.
Scarpia bestellt Tosca zu sich ein. Der Polizeispitzel Spoletta berichtet von der vergeblichen Suche nach Angelotti; nur Cavaradossi wurde verhaftet. Er wird zum Verhör hereingebracht, verrät jedoch nichts. Durchs Fenster klingt die Festkantate mit Tosca als Solistin herein.
Scarpia befiehlt, Cavaradossi zu foltern. Als der Maler gerade abgeführt wird, tritt Tosca in den Raum; Cavaradossi schärft ihr ein, ja nichts zu sagen. Sie versichert Scarpia, ihre Eifersucht sei grundlos gewesen. Als Scarpia ihr klarmacht, dass ihr Geliebter gefoltert wird, ist sie entsetzt. Es gelingt Cavaradossi, Tosca noch einmal zum Schweigen zu verpflichten. Doch schließlich hält sie es nicht länger aus, seine Schmerzensschreie zu hören, und offenbart Scarpia, wo Angelotti versteckt ist. Cavaradossi wird ohnmächtig hereingetragen. Scarpia schickt Spoletta, Angelotti zu holen. Sciarrone überbringt die überraschende Nachricht, dass die Schlacht bei Marengo anders als geglaubt verloren ist und stattdessen Napoleon gesiegt hat. Cavaradossi bricht mit letzter Kraft in Jubel aus und provoziert Scarpia; er wird abgeführt, und sein Schicksal scheint besiegelt.
Tosca versucht, mit dem als käuflich geltenden Scarpia über den Preis von Cavaradossis Freilassung zu verhandeln. Zu ihrem Entsetzen fordert Scarpia jedoch kein Geld, sondern ihre körperliche Hingabe. Tosca ahnt, dass sie keine Wahl hat. An diesem Punkt der Krise versucht sie sich über den Stellenwert der Kunst in ihrem Leben klar zu werden. Spoletta berichtet, Angelotti habe sich umgebracht, bevor er festgenommen werden konnte. Scarpia zwingt Tosca zu einer schnellen Entscheidung; sie stimmt dem Handel zu. Scarpia ordnet an, dass Cavaradossis Erschießung vorgetäuscht werden soll, und stellt ihm und Tosca einen Passierschein aus, mit dem sie danach die Stadt verlassen können. Als Scarpia sie umarmen will, greift Tosca in einem blitzartigen Entschluss mutig ein auf dem Tisch liegendes Messer und ersticht ihn. Bevor sie geht, stellt sie zwei brennende Kerzen rechts und links von Scarpias Kopf auf und legt ihm ein Kruzifix auf die Brust.

3. Akt

Auf der Plattform der Engelsburg.
Aus der Ferne erklingt der Gesang eines jungen Hirten.
Um Tosca einen Abschiedsbrief schreiben zu können, überlässt Cavaradossi dem Gefängniswärter seinen letzten Besitz. Seine Gedanken vor dem Sterben gelten ihr und seiner Liebe zum Leben.
Ganz unerwartet tritt Tosca zu ihm, berichtet von der geplanten Scheinhinrichtung und erzählt, wie sie Scarpia umgebracht hat. Beide schwanken zwischen Besorgnis und Hoffnung.
Während die Erschießung vorbereitet wird, gibt Tosca Cavaradossi theatralische Anweisungen, nach den Schüssen wie tot liegenzubleiben, bis alle Soldaten gegangen sind.
Das Hinrichtungskommando schießt, und Cavaradossi fällt. Vereinbarungsgemäß hindert Spoletta den Sergeanten, ihm den Gnadenschuss zu geben. Doch auch als alle fort sind, bewegt Cavaradossi sich nicht. Tosca entdeckt, dass er richtig erschossen wurde. Im selben Moment stürmen Soldaten auf die Plattform: Der tote Scarpia ist gefunden worden, Tosca als Mörderin offensichtlich. Bevor sie ergriffen werden kann, stürzt sie sich von der Burg in die Tiefe.